Eka pada rajakapotasana, eka pāda rājakapotāsana – die Taube
Damit du den Ausdruck jeder einzelnen Stellung mit einigen Gedanken auf dich wirken lassen kannst, findest du hier in der Rubrik Asana-Zitate jedes Foto einzeln aufgeführt, zusammen mit einem kurzen Text. Die Texte widmen sich verschiedenen Aspekten zum tieferen Sinn des Yoga-Übens. Wer sich für das Erlernen dieser schönen Positionen interessiert, sollte sich an einen kompetenten Yogalehrer wenden, um Fehler in der Praxis zu vermeiden!
eka pāda rājakapotāsana¹
Vorbereitung zur Taube mit „vollkommener Ausdehnung des Brustbereichs“²
B.K.S. Iyengar und die Selbstdisziplin:
Aus der Biographie von B.K.S. Iyengar geht hervor, dass er erst seine Gesundheit und später seinen Erfolg als Yogalehrer einer umfassenden Selbstdisziplin verdankt. Die „Förderung“ durch seinen Schwager und berühmten Yogameister Krishnamacharya lag anscheinend gerade darin, dass er den damals 16-jährigen Sundararaja Iyengar weitgehend sich selbst überlassen hat und dieser seinem schwachen und kränklichen Körper jeden Fortschritt mühsamst abringen musste. So ist es nicht verwunderlich, dass die Disziplin für Iyengar auch später eine zentrale Rolle in der Interpretation des Yoga spielt. Auch seine perfekt geformten yoga-āsana wie hier die Vorbereitung zur Halbmondtaube mit exakt metrisch positionierten Gliedmaßen bringen diese großartige Selbstdisziplin zum Ausdruck.
Er selbst erklärt in seinem Vorwort zu „Licht auf Yoga“:
Yoga ist die Methode, durch die der unruhige Geist beruhigt und die Energie in schöpferische Bahnen gelenkt wird. So wie ein mächtiger Fluss, der durch Dämme und Kanäle in rechter Weise eingedämmt wird, ein großes Wasserreservoir bildet, vor Hungersnot schützt und genügende Elektrizitätskraft für die Industrie bereitstellt, so schaffen auch die Gedanken, wenn sie in Zucht gehalten werden, einen Behälter für Frieden und eine Fülle an Energie für die Höherentwicklung des Menschen. – Das Problem der Gedankenzucht ist nicht leicht zu lösen. Dies zeigt der folgende Dialog im sechsten Kapitel der Bhagavad Gītā (VI, 33-36):³
33. Arjuna sprach: „Dieser Yoga, dessen Natur der Gleichmut ist und den du soeben beschrieben hast, o Madhusudana: Wegen der Rastlosigkeit (des Menschen) sehe ich keine stabile Basis dafür.
34. Der Geist ist wahrhaft rastlos, o Krishna. Er ist wild, stark und unbezwingbar. Mir scheint er so schwierig zu kontrollieren wie der Wind.“
35. Der Erhabene sprach: „Zweiffellos, o Starkarmiger, ist der Geist rastlos und sehr schwer zurück zu halten. Aber, o Sohn der Kunti, er kann durch konstante Praxis und Nicht-Anhaftung kontrolliert werden.
36. Jemand, der keine Selbstkontrolle besitzt, wird nur schwerlich den Yoga erlangen, aber für den, der Selbstkontrolle besitzt, ist der Yoga durch korrekt ausgerichtete Bemühungen erreichbar.“4
Textquellen und Anmerkungen:
eka = ein
pāda = das Bein
rāja = der König
kapota = die Taube
āsana = die Position
(1) Wörtlich übersetzt bedeutet der Name der Stellung „Einbeinige Königstaube“. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich für diese Position hingegen die Bezeichung „Taube“ eingebürgert, während die von B.K.S. Iyengar als „Königstaube“ bezeichnete Position im Deutschen mehr unter dem Namen „Königskobra“ gebräuchlich ist.
(2) B.K.S. Iyengar, Licht auf Yoga, O. W. Barth Verlag 2004, S. 357
(3) a.a.O., Sechste Auflage 1990, S. 16/17
(4) Die Bhagavadgita in der Übersetzung von Sri Aurobindo, aus dem Englischen übertragen von Alina
Bildquellennachweis (19-12-29): Staudamm-Bild von Walter Perathoner auf Pixabay, eka pāda rājakapotāsana-B.K.S. Iyengar, Licht auf Yoga, S. 357