Zugbrücke-Bild von armandoone auf pixabay

Uttana Padma Mayurasana – Brücke im Lotus

Mit der Yoga Online Ausstellung möchte ich zur Erforschung der Frage anregen, wie die Schönheit des menschlichen Körpers entsteht.  Mit welchen Kriterien manifestiert sie sich in der Darstellung von Yoga-āsana?

Damit du den Ausdruck jeder einzelnen Stellung mit einigen Gedanken auf dich wirken lassen kannst, findest du hier in der Rubrik Asana-Zitate jedes Foto einzeln  aufgeführt, zusammen mit einem kurzen Text. Die Texte widmen sich verschiedenen Aspekten zum tieferen Sinn des Yoga-Übens. Wer sich für das Erlernen dieser schönen Positionen interessiert, sollte sich an einen kompetenten Yogalehrer wenden, um Fehler in der Praxis zu vermeiden!

 

uttāna padma mayūrāsana

Setu Bandhasana in Padmasana-Heinz Grill

Brücke im Lotus mit „intensivster geschickt angesetzter Spiraldynamik im Rücken“

Heinz Grill über Setu Bandhasana (Brücke mit gestreckten Beinen) und Uttana Padma Mayurasana (Brücke im Lotus):

Die Brücke, setu bandhāsana, ist eine der Grundstellungen des Yoga, die eine relativ anspruchsvolle Dynamik, wie auch eine bereits bestehende Flexibilität im Rücken und in den Beinen erfordert. Verschiedene Phasen, die zum Erreichen der perfekten Endstellung nötig sind, können die beginnende Übungspraxis als Gestaltungs- und Trainingsmöglichkeit begleiten. Sowohl der Körper als auch das Bewusstsein sind in diesen vorbereitenden Schritten, die der Endstellung, der eigentlichen āsana vorausgehen, systematisch und sinnvoll gefordert.

Die Bewusstseinsanforderung in setu bandhāsana liegt beispielsweise ganz besonders darin, dass sich der Übende nicht zu früh in die Endstellung hineinzwingt, sondern die dynamischen vorbereitenden Phasen ausreichend entwickelt und somit die ästhetische Weite der Bewegung schrittweise heranbildet. Er fällt bei der Ausspannung der Brückendynamik mit dem Fuß nicht zum Boden hinab, sondern führt mit sorgfältiger Beobachtung die Bewegung in die Lüfte, bis sich der Gesamtbogen wie eine angenehme, alte Zugbrücke ausreichend ausspannen kann. Der Übende wird vielmehr zu einem intensiven dynamischen Bewegungsspiel aufgefordert, bei dem er im gleichzeitigen Halten des Rumpfes und Zusammenziehen des Beckenbodens in die Weite ausgleitet, damit in der letzten Phase die Füße schließlich ohne Sprung, sanft berührend, den Boden nacheinander erreichen. Die Übung lässt sich dem zweiten Zentrum zuordnen. …

Die Brücke im Lotus, (uttāna padma mayūrāsana), wurde hier ergänzend angeführt, um zu zeigen, welche Möglichkeiten im Bewegungsaufbau und im Koordinationsspiel der einzelnen Wirbelsäulenabschnitte praktizierbar sind. Sie ist eine der schwierigsten Rückwärtsflexionen, da sie nicht nur eine vollständige Beweglichkeit, sondern eine intensivste, geschickt angesetzte Spiraldynamik im Rücken einfordert. Wer sehr fortgeschritten ist, kann diese Stellung vom Schulterstand ausgehend in Ansätzen probieren. Die Stellung bringt ein sehr heikles Ertasten der Grenzen, die das Gleichgewicht und die Spannkraft setzen.¹

Textquellen und Anmerkung:

Spiraldynamik = Der Begriff Spiraldynamik bringt den Umstand zum Ausdruck, dass der menschliche Körper nach spiraligen Prinzipien aufgebaut ist. So dreht z.B. „die Wirbelsäule beim Gehen und beim Laufen abwechslungsweise nach links und nach rechts und funktioniert als Doppelspirale.“² Sich mit geschickt angesetzter Spiraldynamik zu bewegen, bedeutet demgemäß, die Wirbelsäule exakt im natürlichen Zusammenspiel der Wirbel zu bewegen und dem Körper die Bewegung nicht von außen aufzuzwingen.

Sanskritbegriffe:

setu = die Brücke

bandha = das Binden, Erbauen

āsana = die Position

uttāna = intensive Streckung

padma = der Lotus

mayūra = der Pfau³

 

(1) Heinz Grill, Die Seelendimension des Yoga, Verlag für Schöne Künste 2019, S. 90ff

(2) Spiraldynamik® Erklärvideo

(3) Monier-Williams Sanskrit-English Dictionary, 1899

Bildquellen (19-05-29): Zugbrücke-Bild von armandoone auf pixabay, Asana-Heinz Grill, Das Hohelied der Asanas, Lammers-Koll-Verlag 2004, S. 44

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