Hanumanasana, hanumanāsana – der Spagat
Damit du den Ausdruck jeder einzelnen Stellung mit einigen Gedanken auf dich wirken lassen kannst, findest du hier in der Rubrik Asana-Zitate jedes Foto einzeln aufgeführt, zusammen mit einem kurzen Text. Die Texte widmen sich verschiedenen Aspekten zum tieferen Sinn des Yoga-Übens. Wer sich für das Erlernen dieser schönen Positionen interessiert, sollte sich an einen kompetenten Yogalehrer wenden, um Fehler in der Praxis zu vermeiden!
hanumanāsana
Spagat im Ausdruck wie „eine dem Licht zustrebende Blüte“¹
Die sonst so turnerische Übung des Spagats wird in der Ausführung durch Heinz Grill zu einer Bewusstseinsübung. Mit folgenden Worten charakterisiert er selbst die innere Haltung, die bei der Praxis führend ist:
Der Spagat ist wie der weite Schritt, der über den Abgrund hinüberführt. Der Spagat ist auch wie ein großes Dreieck. Die Arme bilden die Spitze und die Beine die lange Grundlinie. … Würde der Übende… die Kontrolle im Bewusstsein verlieren, so könnte er nicht mehr das empfindsame Gleichgewicht und die von innen heraus getragene Spannung bewahren. Er würde in vitale Ebenen, die eine einseitige Bindung an die äußere Technik darstellen, abgleiten. Indem aber der Übende die weite Übersicht bewahrt und in einem inneren Beurteilen, wie auch Beobachten bei der Ausführung bleibt, entwickelt er jene Stellung, die wie eine dem Licht zustrebende Blüte erscheint.¹
Der Spagat – innere Haltung und gute Technik sind entscheidend
Bei dieser inneren Aktivität wird aber die Technik durchaus nicht vernachlässigt, ja sie wird sogar besonders genau beachtet:
Die sehr anspruchsvolle Übung zur Dehnung der Beine im Spagat wird der Anfänger nur auf sehr vorsichtige Weise wie ein erstes Antasten oder Andeuten probieren. Dabei ist es entscheidend, dass das Körpergewicht nicht beschwerend nach unten drückt und die Dehnung der Beine verursacht. Es wäre sogar gefährlich, wenn der Übende sich lediglich durch sein eigenes Gewicht hinabsinken ließe. Für die Stellung und ihre charakteristische Weite nimmt der Übende die Arme über den Kopf und hebt sich mit der Wirbelsäule nach oben empor, so, als ob er die unterste Region des Kreuz- und Steißbeins aus der Hüfte herausheben wollte. Dadurch leitet er die aktive Eigenbewegung in den Beinen ein und verhindert ein vorzeitiges, zwanghaftes Drücken mit dem Körpergewicht nach unten.¹
Anmerkung und Quelle:
(1) Heinz Grill, Die Vergeistigung des Leibes, Lammers-Koll-Verlag 2004
hanuman = Name einer im Hinduismus als göttlich verehrten Figur aus dem Epos Ramayana in Gestalt des Anführers eines ganzen Heeres von Affen. Hanuman hatte sich dem Prinzen Rama zu Diensten angeboten und half ihm in vielerlei Situationen. So machte er einmal auch einen so großen Schritt, dass er von Indien zur Insel Sri Lanka/Ceylon hinüberreichte, damit Rama diese Insel erreichen konnte.
Bildnachweis (19-12-01): Hanuman-Bild von S_Das auf pixabay, hanumanāsana-Heinz Grill, Das Hohelied der Asanas, S. 86