Anjaneyasana, āñjaneyāsana – der Halbmond
Damit du den Ausdruck jeder einzelnen Stellung mit einigen Gedanken auf dich wirken lassen kannst, findest du hier in der Rubrik Asana-Zitate jedes Foto einzeln aufgeführt, zusammen mit einem kurzen Text. Die Texte widmen sich verschiedenen Aspekten zum tieferen Sinn des Yoga-Übens. Wer sich für das Erlernen dieser schönen Positionen interessiert, sollte sich an einen kompetenten Yogalehrer wenden, um Fehler in der Praxis zu vermeiden!
āñjaneyāsana
Der Halbmond als „Sinnbild für das Bewusstsein, das aus Licht gewoben ist und im Lichte tätig ist“¹
Heinz Grill über die Körpergeste im Halbmond:
Der Übende sinkt im Beinstand weich und weit nach vorne ein, sodass seine Hüfte möglichst tief in Bodennähe gelangt. Dies ist die erste Form der Bewegung, die eine einfühlsame Annäherung des menschlichen Wesens zum Boden dieser Erde darstellt. Die andere Bewegung wird mit dem Rücken und mit den aufsteigenden Armen geformt, die sich in den Halbmond, ardha candra, bewegen. Das ist die kosmische ausgleitende Aktivleistung.
Der Übende spürt den Zusammenhang von Entspannung, Einsinken in den Stand, in die Nähe zur Erde und der möglichen Durchstreckung der Wirbelsäule in die Offenheit zum Kosmos. Die Bewegungsrichtungen sind tatsächlich voneinander abhängig, der Weg zur Erde und der Weg in das Licht des Kosmos. Je weiter das Einsinken in den Stand gelingt, um so leichter lässt sich die Brustwirbelsäule durchstrecken und in die Offenheit führen. In der Erkenntnis dieser beiden Bewegungsrichtungen und in der Entwicklung einer Erfahrung des Hingegebenseins an die inneren, verborgenen, profunden Ziele, die das Bewusstsein finden möchte, liegt der Sinn dieser sehr wichtigen āsana.¹
Anmerkung und Textquelle:
āñjaneyā = Sohn der añjanā, ein Name für Hanuman, den treuen Vasallen des Königssohns Rama, der ihm als Anführer eines Heeres von Affen stets zu treuen Diensten ist. Gemäß der Erzählung Ramayana ist Hanuman der Inbegriff von Kraft, Sanftmut und Klugheit zugleich. Es gibt auch eine Yogaposition Hanumanāsana, welche den Spagat bezeichnet.
āsana = das Sitzen
ardha = halb, die Hälfte
candra = der Mond
(1) Heinz Grill, Die Seelendimension des Yoga, Verlag für Schöne Künste 2019, S. 202
Bildnachweis (19-07-27): Halbmond-Bild von Myriam Zilles auf pixabay, āñjaneyāsana-Heinz Grill, Das Hohelied der Asanas, S. 82