Kakasana, kākāsana – die Krähe
Damit du den Ausdruck jeder einzelnen Stellung mit einigen Gedanken auf dich wirken lassen kannst, findest du hier in der Rubrik Asana-Zitate jedes Foto einzeln aufgeführt, zusammen mit einem kurzen Text. Die Texte widmen sich verschiedenen Aspekten zum tieferen Sinn des Yoga-Übens. Wer sich für das Erlernen dieser schönen Positionen interessiert, sollte sich an einen kompetenten Yogalehrer wenden, um Fehler in der Praxis zu vermeiden!
kākāsana
Die Krähe, wohlabgestimmt im Gleichgewicht.
Leider ist mir die Darstellerin dieser schönen Krähenposition nicht persönlich bekannt. Alles, was ich über sie weiß, ist, dass sie eine Schülerin von Swami Vishnudevananda ist, unter dessen Regie das Buch „Yoga“ vom Sivananda Yoga Vedanta Zentrum in Kanada erstmals herausgegeben wurde. Sie scheint aber ganz die Leichtigkeit und Eleganz der Übungen ihres Lehrers in sich aufgenommen zu haben, was der folgende Screenshot aus einem Video mit Swami Vishnudevananda aus dem Jahr 1960¹ vielleicht etwas veranschaulichen kann:
Das Video enthält ein Interview, in dem Swami Vishnudevananda den Ziel des Yogaübens folgendermaßen erklärt: Über langsame und oft wiederholte Bewegungen wird die Blutzirkulation gefördert und die Lungen werden besser durchlüftet. So kommt der Yogaübende zu guter Gesundheit und das Herz wird nicht überfordert, wie es bei strengem athletischen Training der Fall ist.
Etwas detaillierter ausgeführt ist dieser Gedanke in „Das große illustrierte Yoga-Buch“ von Swami Vishnudevananda enthalten:
Gut entwickelte Muskeln sind nicht identisch mit Gesundheit, wie meistens angenommen wird; Gesundheit ist vielmehr ein Zustand, in dem alle Körperorgane richtig und unter der Kontrolle des Geistes funktionieren. Rasche Muskelbewegungen stellen für das Herz eine große Anstrengung dar. Im System des Yoga werden alle Bewegungen langsam und schrittweise ausgeführt, stets begleitet von angemessener Atmung un in stetem Wechsel mit Entspannun. Durch jede Muskeltätigkeit werden Kohlendioxyd und andere Stoffwechselprodukte erzeugt. Schon eine geringe Menge dieser Stoffe veranlasst das Herz, kräftiger zu schlagen. Übungen produzieren also selbst die notwendigen Anregungsmittel für die Herztätigkeit.
Während einer Übung kehrt mehr Blut zum Herzen zurück als während des Ruhezustandes; es fließt mehr Blut durch die Venen zurück, was auf die Kontraktion der Skelettmuskeln zurückzuführen ist; denn der Druck der sich zusammenziehenden Muskeln auf die Gefäße bringt das Blut zum Weiterfließen, während die Venenklappen ein Zurückfließen des Blutes verhindern. Durch den Druck der Muskelbewegung muss das Blut zwangsläufig auf das Herz zufließen, was wieder zu einer besseren Herzfüllung führt, die wiederum die Streckfähigkeit der Fasern erhöht. Dies wieder bewirkt, dass sie sich stärker zusammenziehen, das bedeutet einen kräftigeren Herzschlag und somit, dass mehr Blut vom Herzen in den Körper gepumpt wird. …
Das Herz ist das wichtigste Organ; es beginnt schon im Embryo zu schlagen, bevor sich noch die Nerven entwickelt haben, und es arbeitet weiter bis zum letzten Moment des menschlichen Lebens. Es ist also zu raten, anstrengende Übungen, die das Herz überlasten, zu vermeiden. Der Hauptzweck der Übungen ist es, die Durchblutung und damit die Sauerstoffzufuhr zu erhöhen. Das lässt sich schon durch einfache Bewegungen der Rückgratpartie und in den verschiedenen Körpergelenken ohne jede gewaltsame Muskelbewegung erreichen, wenn sie mit tiefer Atmung verbunden werden.²
Anmerkungen und Textquellen:
kāka = die Krähe
āsana = das Sitzen
(1) SYVC # 35 V-1 Swami Vishnudevananda on TV 1960 04:58 min.
(2) Swami Vishnudevananda, Das große illustrierte Yoga-Buch, Aurum Verlag 1997, S. 60
Bildnachweis (20-05-09): Krähe-Bild von Capri23auto auf pixabay, kākāsana-Sivananda Yoga Zentrum, Yoga, Gräfe und Unzer Verlag 1997, S. 59